Traumpfad 2: Bleidenberger Ausblicke

Hi zusammen – neuer Traumpfad gefällig?

Weiter geht’s heute mit der kleinen „Traumpfade-Reihe“.
Wer Lust auf einen tollen Wanderurlaub hat, sollte nämlich nach Rheinland-Pfalz fahren und einen der traumhaft schönen Premiumwanderwege „Traumpfade“ an der Mosel, am Rhein und in der Eifel erkunden. Heute nehme ich euch mit auf den Traumpfad Bleidenberger Ausblicke in Oberfell (12,8 km, 4 Stunden, 537 Meter im Auf- und Abstieg) an der Mosel.Blick ins Wandertagebuch:

„Boah. Ich hätte mir für heute einen ganz entspannten Weg fast ohne Höhenmeter aussuchen können.
Stattdessen stehe ich jetzt in Oberfell und schaue ungläubig nach oben. Eine Treppe markiert den Einstieg in den Traumpfad Bleidenberger Ausblicke. Daneben ein kleines niedliches Schild mit der Aufschrift ,Panoramaweg‘. Ich atme noch mal kräftig durch. Packen wir’s an. Wird schon werden…

Nach den ersten Stufen hinauf auf den schmalen Pfad durch einen Weinberg weiß ich (aus dem platten Münsterland stammend) schon: Ich habe keine Ahnung, ob das heute wirklich was werden wird mit mir und dem Wandern. Denn die Treppe ist zwar nur kurz – dafür geht’s aber direkt danach umso steiler über einen Weg voller kleiner Steinchen weiter.
Doch ich weiß ja: Nach der Anstrengung belohnen mich bestimmt wieder tolle Ausblicke. Ist doch hier immer so. Das muntert mich kurzfristig auf.

Nicht nur ich muss fluchen…

Die Sonne knallt bereits – und das Ende Oktober. Ich schwitze bald wie ein Elch. Plötzlich höre ich Stimmen vor mir.
Eine Familie mit kleinen Kindern stiefelt auch nach oben. Der Jüngste jammert schon jetzt so voller Inbrust rum, wie ich es gern tun würde. Aber ich bin ja schon groß. Na, zumindest 1,63 Meter. Also ungefähr nen halben Meter größer als der Knirps. Einen ganz kurzen Moment empfinde ich tatsächlich sowas wie Schadenfreude. Ha! Nicht nur ich bin knötterig wegen dieses bekloppten Anstieges gleich zu Beginn der Runde – DER auch.

An der nächsten Kurve dringt plötzlich ein fröhliches Jauchzen von hinten zu mir hoch. Was soll das denn? Wieso quiekt der Zwerg jetzt so happy?! Drei Sekunden später habe ich meine Antwort – und die Quittung für meine miese Schadenfreude kleinen Kindern mit kurzen Beinen gegenüber: Der Papa trägt den Sohnemann auf den Schultern nach oben. Hmpf. Wieso bricht der Kerl nicht zusammen?!
,Kann ich mir Ihren Mann mal ausleihen?‘, frage ich stumpf dessen Frau, die nun, ebenfalls schwer atmend, neben mir steht. ,Ähm – der Aufstieg zieht sich leider noch ne ganze Weile…‘, informiert sie mich trocken und grinst dabei.

Geoachen und Wandern kombinieren

Und ich dachte, das Schlimmste sei vorbei. Aber es geht tatsächlich mit nur kurzen Erholungsphasen 2,5 km so weiter, bis ich endlich, endlich an der Schutzhütte am Dickenberg stehe. Und hier bin ich auch schon wieder mit dem Weg versöhnt. Der Ausblick ist ebenso traumhaft wie das Wetter und ich treffe ein geocachendes Pärchen, das sehr nett ist. Ich war selbst früher hier schon mal als Cacher unterwegs. Eine angenehme Erinnerung. Die 2 haben zwar keinen Stift zum Unterschreiben des Logbuches im Cache an der Hütte dabei, aber der Plausch ist amüsant. Ich empfehle ihnen, sich die ,Schinderhannes-Dose‘ nicht entgehen zu lassen, bevor ich alleine weiterbummle über ebene Wege, vorbei an langgestreckten Wiesen und Feldern, die hübsch in der Sonne leuchten.
Meine gute Laune ist wieder da.

Cateringservice?!

Eine kleine Weile später stehe ich am Cacherparkplatz der Gegend, den ich ebenfalls noch von früher kenne. Und noch etwas hier kenne ich von damals: Ich traue meinen Augen kaum – aber dort steht der Inhaber der alten Linkemühle in Niederfell, in der ich derzeit ebenso wie damals mein uriges und unkompliziertes Quartier gefunden habe.
Werner grinst mich breit an: ,Hey – magst du ne Cola?‘. Er holt sie aus dem Kofferraum seines Autos und ich freue mich wie Bolle über das geliebte Zuckerwasser.
Herrlich! Was für ein Engel. ??

Cachender Mühlenwirt läuft mit

Werner hat 2011 von mir vom Cachen erfahren und betreut seither selbst einige dieser kleinen Schätze in der Gegend. Natürlich kennt auch er den ,Schinderhannes‘, eines der Highlights im so genannten ,Field of Fame‘.
,Ach komm, den müssen wir uns eigentlich noch mal zusammen angucken – wo wir schon mal hier sind!‘, lächelt er und schaut mich fragend an. Das Teil liegt zwar nicht genau auf dem Traumpfad, aber aus nostalgischen Gründen habe ich tatsächlich Lust dazu und stimme zu.
Eine Weile noch folgen wir dem Traumpfad und biegen dann irgendwann links ab, um uns unseren Weg über einen schmalen Kamm und jede Menge Schiefer zu suchen. Wir befinden uns zirka 110 Meter oberhalb des Traumpfades, als ich die große Kiste des Caches entdecke. Ich muss unwillkürlich grinsen, denn direkt daneben steht das cachende Pärchen. Werner drückt dem Mann lachend einen Stift zum Loggen in die Hand.

Auf zur Burg Thurant!

Bald darauf verabschieden wir uns und ich stolpere mit den beiden Cachern etwas unbeholfen den unwegsamen Berg hinab. Zurück auf dem Traumpfad trennen sich unsere Wege wieder, denn ich gönne mir erstmal eine ausgedehnte Pause an der Helmutseiche. Was für ein netter Tag bisher. Der ätzende Aufstieg von heute Morgen ist bereits vergessen. ? Nun geht’s angenehm weiter durch eine Talschlucht – immer am leise plätschernden Alkener Bach entlang. Die hübsche Burg Thurant, die mit den zwei Türmen, auf die ich mich schon die ganze Zeit freue, kann nun nicht mehr weit sein. Da Burgen aber meistens auf einem Berg stehen, muss ich zuvor noch einen Anstieg meistern. Doch der ist nicht halb so schlimm wie das Drama am heutigen Morgen.

Als ich aus dem Wald auf die Straße vor der Burg hinaustrete, muss ich laut auflachen, als mir Werner – natürlich wieder mit Auto angereist – erneut entgegenruft:
,Na – Lust auf Cola?‘.
Was für ein Bekloppter. Ich freue mich des Lebens und erneut über das Gesöff (nur falls Zweifel bestehen sollten: Es ist tatsächlich Cola und kein Bier. ?).

Weiter geht’s mit dem betreuten Wandern 😉

Wir schnacken noch ne Weile; Werners Cousin ist nämlich auch gerade zufällig eingetroffen und möchte mir eine Abkürzung zur Bleidenberger Wallfahrtskirche schmackhaft machen. Ich bleibe aber hart und folge dem alten Traumpfad, der hinter der Burg entlang- und nach Alken hinabführt.
Ich freue mich, dass ich am Gipfelkreuz mal keine Höhenangst spüre und fotografiere fleißig drauflos. Über einen recht rustikalen schmalen Pfad gelange ich endlich zur St. Michaelskirche. Ein sehr hübscher alter Friedhof befindet sich davor, den ich ausgiebig bestaune. Ich mag Friedhöfe.
Als ich auf die Hauptstraße trete, wartet da…. ach – ihr könnt euch denken, dass ich jetzt wieder Cola schlürfen darf. ?
Keine Ahnung, womit ich das verdient habe, aber es ist echt aufmunternd, dieses betreute Wandern.

Während ich noch die Cola zum Mund führe, suchen meine Augen die Gegend nach weiteren Wegweisern ab. Da rutscht mir plötzlich das Herz in die Hose.
,Äh, Werner? Führt der Weg tatsächlich da in den Weinberg hoch – über den Kreuzweg da?!‘
Er grinst nur.
,Nicht dein Ernst?! Aber nicht bis da oben zu der Kirche da, oder?‘, frage ich kleinlaut.
Wieder ist die Antwort nur ein Grinsen.
Oh Mann.

Ja – es geht nen Weinberg hoch…

Ich ergebe mich meinem Schicksal und straffe die Schultern. ,Meine Emma – das wird doch wohl nicht so schlimm sein…‘, denke ich so.
Und japse kurz darauf.
Wenigstens tut nix weh. Es ist einfach nur sausteil und anstrengend.
Meine Gedanken schweifen ab.

Und werden seltsam: ,Kann mir mal jemand sagen, warum man immer mit beiden Händen die Schultergurte umklammert, wenn man hochkraxelt? Ist das ne Vorsichtsmaßnahme des Unterbewusstseins, damit man sich nicht einfach reflexartig zur Strafe erwürgt, weil man sich son Scheiß antut?!!‘. Obwohl mir nicht danach ist, muss ich laut auflachen. Die Frage werde ich wohl nie eindeutig klären können – obwohl mir diese Erklärung im Moment doch ganz einleuchtend zu sein scheint…
Meine nächsten Gedankengänge sind eher praktischer Natur: ,Ob es wohl Sinn macht, jeden, der mir mitleidig lächelnd entgegenkommt, kurz röchelnd darüber zu informieren, dass ich aus dem platten Münsterland stamme? Sollte ich umkippen, nähme er das dann wenigstens ernst…‘
Worüber man so alles nachdenkt, wenn man nen Berg erklimmt. ?

Eine wunderschöne Pilgerkirche

Oben an der Kirche weiß ich dann auch wieder, warum ich das alles tue. Zum einen gibt’s wieder fantastische Ausblicke auf die Mosel, die unten liegenden Käffer und die Burg. Außerdem gibt’s erneut – na? – richtig! Zuckerwasser. ? So langsam hab ich zwar genug davon, aber witzig ist’s trotzdem. So ne Art Running Gag mittlerweile. ? Und dann sehe ich plötzlich auch noch eine riesige Jakobsmuschel vor der Kirche.
Wie schön. Ich grinse selig.

Und die Kirche selbst ist einfach nur traumhaft. Ich entzünde Kerzen, blättere durch die Pilgerbücher. Und hinterlasse ebenfalls einen Eintrag, da auch ich seit meinem allerersten Jakobsweg im Jahr 2013 im Herzen immer Pilger sein werde. Und wer weiß – vielleicht hole ich mir ja dann nächstes Jahr an eben dieser Stelle einen Stempel ab…

Einer der schönsten Traumpfade?

Ich komme noch an zahlreichen schönen Aussichtspunkten und an einem eisernen Elefanten vorbei, bevor es zum letzten Mal für heute hinab ins Tal geht.
Auf dem Weg zum Auto passiere ich erneut den gruseligen Einstieg in den Weinberg.
Und muss lächeln.
Scheiß Berg – hab ich dich! ?

Die anschließende Belohnungspizza mit Werner in der Pizzeria Roma in Oberfell (unbedingt dort einkehren – saulecker!) tut unglaublich gut.
Und schlafen werde ich heute bestimmt auch fantastisch…“

Fazit: Dieser Traumpfad hat es faustdick hinter den Ohren, erfreut dafür aber das Herz durch ganz viele Highlights!
Auf keinen Fall verpassen, wenn ihr mal in dieser Gegend sein solltet…“

Alles Liebe, bleibt gesund.

Eure
Kirsche / Iris
?????

Hier – wie immer – noch ein paar Impressionen…

Traumpfad Bleidenberger Ausblicke

 

Weitere Beiträge aus der chaoskirsche-Traumpfade-Reihe:

Traumpfad 1: Der Pyrmonter Felsensteig

Traumpfad 3: Nette-Schieferpfad

Traumpfad 4: Monrealer Ritterschlag Eifel

Traumpfad 5: Koberner Burgpfad

Traumpfad 6: Bergschluchtenpfad Ehrenburg

Nützliche Links:

Die Linkemühle in Niederfell
Mein Quartier an der Mosel

Burg Thurant
Infos zur „Doppelburg“

Projektbüro Traumpfade Rhein-Mosel-Eifel-Touristik
Infos zu allen 26 (27) Traumpfaden und den sechs Traumpfädchen, die es bisher gibt. Mit Tourenplaner, Highlights der einzelnen Rundwanderwege, Anfahrtsbeschreibungen, App und mehr

Mein Begleiter: Der Attila von Hyberg
Mit diesem Rucksack bin ich immer unterwegs – hier findet ihr meinen ausführlichen Testbericht dazu.

Schöne Bücher zu den Traumpfaden und Traumpfädchen:

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5 Antworten auf „Traumpfad 2: Bleidenberger Ausblicke“

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